5 Tipps von Dr. Johanna Rachinger
Generaldirektorin der Nationalbibliothek
Als Chefin der Österreichischen
Nationalbibliothek gehören Bücher für Dr. Johanna
Rachinger zum täglichen Geschäft. Die waren aber sowieso
schon immer ein wichtiger Teil ihres Lebens: vom Studium der
Germanistik, über den Job als Lektorin beim Wiener Frauenverlag
bis hin zur Geschäftsführung des Ueberreuter Verlages.
Lesestoff war Johanna Rachingers ständiger Begleiter, beruflich
wie auch privat. Für die StadtSpionin stellt sie ihre fünf
aktuellen Lieblingsbücher vor.
Javier Marías | "Mein
Herz so weiß"
Johanna Rachinger: "Ein unglaubliches Buch:
detailreich wird die Geschichte einer frisch verheirateten Frau
geschildert, die sich nach ihrer Hochzeitsreise erschießt. Juan,
ihr Neffe, der selbst soeben geheiratet hat, erfährt von dem
gewaltsamen Tod seiner Tante und so nimmt diese Geschichte ihren Lauf.
Virtuos versteht der Autor die Spannung aufzubauen und seine Leser in
den Sog dieser aufregenden und zum Teil verstörenden Geschichte
hineinzuziehen."
Verlagsinfo: Eine junge Frau erhebt sich vom Tisch, geht ins
Bad, knöpft ihre Bluse auf und erschießt sich. Diese dunkle
Szene, von der der Ich-Erzähler nur gehört hat, lässt
ihm keine Ruhe mehr. Die junge Frau war seine Tante, die Schwester
seiner Mutter, die Frau, die sein Vater vor seiner Mutter geheiratet
hatte. Vierzig Jahre später ist der Erzähler selbst
verheiratet. Dunkle Vorahnungen und nebensächliche Ereignisse
beunruhigen ihn. Der Ich-Erzähler ist Dolmetscher und leidet an
einer »déformation professionelle«, die ihn dazu
zwingt, jedes Detail zu registrieren und zu interpretieren: die
kleinen, scheinbar unbedeutenden Dinge im Leben zu zweit und auch jene
Details, die ihm nach und nach mehr über die Ereignisse vor seiner
Geburt verraten, als ihm lieb ist.
Verlag: dtv | Hier bestellen
Peter Handke| "Gestern unterwegs"
Johanna Rachinger: "Seine Reisen führten Peter Handke von 1987 bis
1990 quer durch Europa, nach Jugoslawien, Ägypten, Japan und
wieder zurück. Nicht der Alltag des Reisens steht im Vordergrund,
sondern Bilder, Gedanken und Assoziationen des Schriftstellers, die mit
großer sprachlicher Leichtigkeit beschrieben werden. Es ist ein
sehr persönliches Buch, das trotzdem ohne biografische Details
auskommt, abgesehen von seinem Umgang mit der Einsamkeit."
Verlagsinfo: "„Gestern unterwegs“
gibt sich, nach dem „Gewicht der Welt“, der „Geschichte des
Bleistifts“, den „Phantasien der Wiederholung“ und „Am Felsfenster,
morgens“, als die letzte Phase meines Mit-Schreibens mit den
täglichen und nächtlichen Geschehnissen. Es bezeichnet auch
den Übergang oder die Übergänge vom puren Mit-Schreiben
(vorherrschend vor allem im „Gewicht der Welt“, 1975 bis 1977) zum
nachträglichen, leicht zeitversetzten Notieren: von dem, was
„jetzt“ geschieht, zu dem, was „gestern“ geschah, und vorgestern, und
vor einigen Tagen, und vor einer Woche …" (P. Handke)
Verlag: Suhrkamp | Hier bestellen
Elfriede Jelinek | "Die Klavierspielerin"
Johanna Rachinger: "Elfriede
Jelinek zählt für mich zu einer der packendsten und
interessantesten Autorinnen. „Die Klavierspielerin“ war das erste Buch,
das ich von ihr gelesen habe und ich konnte es nicht mehr aus der Hand
legen. Sehr bemerkenswert fand ich, dass der Roman völlig ohne
Kapitel oder sonstige Einteilungen auskommt und damit der Leserin / dem
Leser keine Atempause gönnt. Die
Abgründe, in die man von Minute zu Minute abtaucht, werden immer
tiefer. Jelinek greift Themen auf und an, die schwer verdaulich sind."
Verlagsinfo: Einer der meistdiskutierten
deutschsprachigen Romane der letzten Zeit: Der Klavierlehrerin Erika
Kohut, von ihrer Mutter zur Pianistin gedrillt, ist es nicht
möglich, aus ihrer Isolation heraus eine sexuelle Identität
zu finden. Unfähig, sich auf das Leben einzulassen, wird sie zur
Voyeurin. Als einer ihrer Schüler mit ihr ein
Liebesverhältnis anstrebt, erfährt sie, dass sie nur noch im
Leiden und in der Bestrafung Lust empfindet.
Verlag: rororo | Hier bestellen
Marlen Haushofer| "Die Wand"
Johanna Rachinger: "Als ich dieses Buch
gelesen habe, war ich tief bestürzt und traurig. Die Hauptfigur
des Romans, eine junge Frau, wird über Nacht durch eine
unsichtbare Wand vom Rest der Welt abgetrennt und muss fortan in
vollkommener Einsamkeit leben. Sie muss sich alleine versorgen,
körperliche und seelische Schmerzen ertragen und kann mit
niemandem sprechen. Die Schilderung dieses Zustands lässt den
Leser – ich möchte fast sagen – deprimiert zurück. Aber
gerade deswegen ist es eine wichtige und aufrüttelnde Lektüre
über (Frauen-)Themen, die auch zum Leben gehören –
Einsamkeit, Getrenntsein von anderen Menschen und Unglück."
Verlagsinfo: Eine Frau will mit ihrer
Kusine und deren Mann ein paar Tage in einem Jagdhaus in den Bergen
verbringen. Nach der Ankunft unternimmt das Paar noch einen Gang ins
nächste Dorf und kehrt nicht mehr zurück. Am nächsten
Morgen stößt die Frau auf eine unüberwindbare Wand,
hinter der Totenstarre herrscht. Abgeschlossen von der übrigen
Welt, richtet sie sich inmittten ihres engumgrenzten Stücks Natur
und umgeben von einigen zugelaufenen Tieren aufs Überleben ein.
Verlag: List | Hier bestellen
Isabel Allende | "Das Geisterhaus"
Johanna Rachinger: "Das Buch verbindet die
Geschichte von Allendes Heimatland Chile mit der persönlichen
Geschichte einer Familie. Der Roman hat mich von Anfang an in seinen
Bann gezogen: Die politischen Geschehnisse, die auch das Leben dieser
Familie maßgeblich beeinflussen, die Wirren dieser Zeit und ein
gnadenloses Schicksal finden sich zusammen mit den großen Themen
Rache, Liebe und Hass."
Verlagsinfo: Isabel Allende hat am Schicksal
einer Familie aus der chilenischen Oberschicht den Weg nachgezeichnet,
den Chile gegangen ist. Hat denn nicht alles so harmlos begonnen in der
heilen Welt Chiles zu Beginn dieses Jahrhunderts? Was denn, außer
ab und zu einem Erdbeben und einer Reihe kurioser privater Ereignisse,
hat die angesehene Familie del Valle bewegt? Dass Nívea, die
Mutter, als engagierte Frauenrechtlerin sich eines Tages mit anderen
Damen der feinen Gesellschaft an den Gittern des Kongresses ankettet,
um das Stimmrecht für Frauen durchzusetzen? Eine Narretei, die
mehr Spott als Unruhe hervorruft. Doch immerhin gibt Severo del Valle,
der Vater, seinen Wunsch, als Liberaler in die Politik zu gehen, auf –
vermutlich aufgrund eines politisch motivierten Mordanschlags, der ihm
galt, der aber einer seiner Töchter das Leben kostete. Gewalttaten
werfen ihre Schatten voraus.
Verlag: Suhrkamp | Hier bestellen
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