5 Tipps von Ingrid Brodnig
Autorin und Journalistin
Ingrid Brodnig ist Medien-Tausendsassarin und Expertin für Digitalisierungs-Angelegenheiten. Fürs profil schreibt sie wöchentlich die #brodnig Kolumne, wurde zum Digital Champion Österreichs ernannt und ist somit für die EU-Kommission eine unabhängige Beraterin. Ihre Publikationen drehen sich um „Lügen im Netz“, „Hass im Netz“ oder - ihre jüngste Publikation – um „Übermacht im Netz“ (erschienen im Herbst 2019). Sie hält regelmäßig Vorträge zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Gesellschaft. Für die StadtSpionin verrät Ingrid Brodnig ihre fünf Lieblingsbücher.
J.M. Coetzee
| "Schande"
Ingrid Brodnig: Dieses Buch ist eines der beklemmendsten und beeindruckendsten, die ich kenne. Es geht um eine persönliche Geschichte in Südafrika, die voller Leid und auch Scham ist; um einen Universitätsprofessor, der sich schandhaft verhalten hat, um seine lesbische Tochter, der großes Unrecht angetan wird. Aber im gesamten Kontext des Buchs geht es auch um Macht - um die Machtverteilung zwischen Schwarzen und Weißen, und auch zwischen Männern und Frauen in Südafrika. Dieses Buch ist wirklich nicht fröhlich, aber eines, das einen über vieles reflektieren lässt.
Verlagsinfo: Davie Lurie, Literaturprofessor in mittleren Jahren und zweimal geschieden, ist in Ungnade gefallen: eine Affäre mit einer seiner Studentinnen ist an die Öffentlichkeit gedrungen. Der peinlichen Befragung entzieht er sich durch ein Schuldbekenntnis. Er quittiert seinen Dienst und verläßt Kapstadt, um für eine Weile zu seiner Tochter aufs Land zu ziehen. Lucy, die keinerlei Ambitionen in der Welt ihres Vaters hat, versucht auf einem entlegenen Stück Land eine kleine Farm aufzubauen. Zunächst scheint es, als könnten der Einfluss Lucys und der natürliche Rhythmus des Farmlebens Davids aus den Fugen geratenem Leben neuen Halt geben, doch dann werden Vater und Tochter Opfer eines brutalen Überfalls, in dessen Folge der grundlegende existentielle Konflikt zwischen beiden offen zutage tritt.
Verlag: Fischer
Ursula K. LeGuin
|
„ Die linke Hand der Dunkelheit"
Ingrid Brodnig: Zuerst: Ursula K. LeGuin ist eine der besten AutorInnen (ich meine das generell, nicht nur im Genre Fantasy und Science Fiction). In „Die linke Hand der Dunkelheit" beschreibt sie einen Planeten, dessen Bewohner kein Geschlecht haben - und die Geschichte eines menschlichen Abgesandten, der diese Welt bereist und sie lange Zeit nicht versteht. Das Buch lässt sich als feministisches Gedankenexperiment beschreiben, aber in Wirklichkeit ist es noch viel mehr als das - es geht um den Umgang mit Fremden, um Konzepte wie Sinn oder Unsinn von Nationalstaaten, um Freundschaft trotz großer Unterschiede. Es ist ein wunderschönes Buch, das einen zum Nachdenken bringt.
Verlagsinfo: Die Bewohner des Planeten Gethen sind uns Menschen verblüffend ähnlich – mit einem Unterschied: Sie kennen keine zwei Geschlechter. In ihrer Kultur sind geschlechtsspezifische Machtkämpfe, wie wir sie kennen, nicht möglich. Doch es gibt andere Formen von Macht ... Der bis heute bedeutendste und weit über die Science Fiction hinaus prägende Roman über Geschlechterrollen und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Verlag: Heyne
J.R.R. Tolkien | „Der Herr der Ringe“
Ingrid Brodnig: Wahrscheinlich muss man nicht viel über diese drei Bücher sagen: Aber für mich war es eines der schönsten Lese-Erlebnisse, die Welt Tolkiens begleitet mich gedanklich seither. Ich mag Bücher, die eine eigene Welt konstruieren und die Raum lassen, über diese Welt immer wieder nachzudenken. Und außerdem bin ich im Herzen auch ein Hobbit.
Verlagsinfo: Durch einen merkwürdigen Zufall fällt dem Hobbit Bilbo Beutlin ein Zauberring zu, dessen Kraft, käme er in die falschen Hände, zu einer absoluten Herrschaft des Bösen führen würde. Bilbo übergibt den Ring an seinen Neffen Frodo, der den Ring in der Schicksalskluft zerstören soll. Hobbits sind kleine, gemütliche Leute, dabei aber erstaunlich zäh. Sie leben in einem ländlichen Idyll, dem Auenland.
Verlag:
Klett-Cotta
Toni Morrison |
„
Sehr blaue Augen"
Ingrid Brodnig: Dieses Buch hat mich stark über Rassismus nachdenken lassen: Etwa, wie auch Betroffene von Rassismus diesen internalisieren und sich selbst nach rassistischen Wertvorstellungen bewerten. Im Buch „Sehr blaue Augen“ geht es um ein afro-amerikanisches Mädchen in den 1940er-Jahren, das sich in einer Welt, die Weiß-Sein als Schönheitsideal vorgibt, hässlich fühlt (zugegeben, im Buch geht es noch um viel mehr als das, aber dieser Aspekt blieb mir besonders in Erinnerung). Für mich zeigt „Sehr blaue Augen“, was für eine wichtige Autorin Toni Morrison war: Sie hat mir zumindest verständlich gemacht, warum es neben der von Weißen geprägten Geschichtserzählung in den USA so dringend eine eigene Geschichtserzählung von afro-amerikanischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern braucht.
Verlagsinfo:"Ich zerstörte weiße Babypuppen." Die Reaktion eines kleinen Mädchens, das nicht versteht, warum es nicht so blaue Augen hat wie die Puppen (die es nicht besitzt) oder wie die Kinder in der Schulfibel. Und warum haben alle, die das kleine Mädchen kennt, braune Augen und braune Haut - Mutter, Vater und Schwester, angesehene Gemeindemitglieder und Prostituierte? Nobelpreisträgerin Toni Morrison hat in ihrem Romandebüt mit eindringlicher Schlichtheit beschrieben, was es heißt, als Schwarze in einer schwarzweißen Welt aufzuwachsen, einer Welt mit Ein- und Ausgrenzung, Wundern und Schrecken ...
Verlag:
Rowohlt
Frank Herbert | „
Der Wüstenplanet“
Ingrid Brodnig: Das ist eines der beeindruckendsten Science-Fiction-Bücher, das ich je gelesen habe: Es geht (unter anderem) um den Machtkampf zwischen mehreren Adelshäusern in einer sehr intrigenreichen intergalaktischen Gesellschaft. Frank Herbert porträtiert ein sehr komplexes fiktives Universum und gibt dabei Einblick in die Denkweise und Motivation unterschiedlicher Charaktere – was die Handlung umso interessanter macht. Auch kommen viele moralische oder philosophische Überlegungen im Buch vor. Wer gerne in fremden Welten und in den Gedankengängen eines Buchs versinkt, ist bei „Dune“ garantiert richtig.
Verlagsinfo:
Tausende von Jahren in der Zukunft und eine fantastische Welt: Arrakis, der Wüstenplanet. Einzigartig, herrlich – und grausam. Und doch haben es die Menschen geschafft, sich dieser lebensfeindlichen Umwelt anzupassen ... Vor fünfzig Jahren erschien Frank Herberts Roman Der Wüstenplanet – ein Datum, das den Beginn einer großartigen Erfolgs-Geschichte markiert: Der Wüstenplanet wurde zum weltweiten Bestseller und von David Lynch spektakulär verfilmt. Heute gilt das Buch als Meilenstein der Zukunftsliteratur – ein monumentales Epos, das jede Generation von Leserinnen und Lesern neu für sich entdeckt.
Verlag:
Heyne
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