5 Tipps von Eva Blimlinger
Rektorin der Akademie der bildenden Künste
Eva Blimlinger, 1961 in Wien geboren, war eine der ersten Frauen in Österreich an der Spitze einer Universität: 2011 wurde sie zur Rektorin der Akademie der bildenden Künste gewählt. Schon während ihres Studiums arbeitete sie freiberuflich in den Bereichen Kultur, Bildung und Forschung und schrieb bei bekannten Wochen- und Monatszeitungen. In ihrer Tätigkeit als Historikerin verfasste sie eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen und war und ist in Forschungs- projekte involviert.
Aber auch in der Küche hat sie Talent: Eine ihrer Leidenschaften ist das Kochen und Backen von Weihnachtsbäckerei.
Für die StadtSpionin stellt sie ihre 5 aktuellen Lieblingsbücher vor.
Djuna Barnes | „Solange es Frauen gibt, wie sollte da etwas vor die Hunde gehen?“
Eva Blimlinger: „Schon der Titel macht Freude. Die acht Portraits dieser unterschiedlichen Ladies aus Paris und New York in den Interviews oder besser entrevue, ein Zwischen-Sehen? Sie und die anderen extravaganten Frauen, die mit Ironie und auch Arroganz leben, die eine neue Kultur entwickeln und darstellen, ein emanzipiertes Leben zu Beginn des 20. Jahrhunderts, das Djuna Barnes dann auch in "Ladies Almanach" treffend süffisant erzählt.“
Verlagsinfo:
Aus den New Yorker und den Pariser Portraits der Djuna Barnes sind hier acht Portraits von ungewöhnlichen Frauen zusammengestellt.
Sie stellen eine Generation selbstständiger, selbstbewußter und unabhängiger Frauen, die in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts auftritt und zu der die große amerikanische Schriftstellerin selbst gehört. Das macht die Spannung dieser Interviews aus, die nicht bloße Interviews sind, sondern aufregende Zwiegespräche zwischen Emanzipierten, die immer halb ein Bild der beiden miteinander Sprechenden und halb ein Bild der Zeit sind.
Verlag: Wagenbach
Peter Handke |
„Die morawische Nacht - Erzählung“
Eva Blimlinger: „Welche der wunderbaren Dichtungen von Peter Handke empfehlen, welche nennen? Es sind so viele und so verschiedene und da ist es für mich die morawische Nacht, die Morawa, die südlich von Belgrad in die Donau fließt, ein Hausboot, ein Autor, sieben Freunde, Männer und eine Frau, ein Abendessen und dann die lange Erzählung, die man zum Beispiel in Niš oder einem anderen Ort am Balkan lesen sollte, immer mit überraschenden Beschreibungen von alltäglichen Situationen und Dingen, so wie es meiner Ansicht nach Handke am Besten in "Die Geschichte des Bleistifts" gelingt.“
Verlagsinfo: Ort: der Balkan, die Morawa, ein Zufluß der Donau, ein Hausboot auf dem Fluß. Zeit: eine Nacht, vom späten Abend bis zum blauenden Tagesbeginn. Personen: Ein Autor, ein ehemaliger, ruft seine Freunde, sieben an der Zahl, auf das Hotelschiff, seine Enklave, wohin er sich ein Jahrzehnt zuvor zurückgezogen hat.
Die erste Überraschung erleben die Bekannten gleich beim Betreten des Boots: Der für seine Distanz zu den Frauen berüchtigte Ex-Autor empfängt sie in Begleitung einer – Angestellten?, Gefährtin?, Geliebten? Auf das Abendmahl folgt eine lange Erzählung, in der die Stimme des Autors dominiert, in die sich zuweilen die Stimmen der anderen männlichen Anwesenden einpassen. Von einer gerade beendeten Rundreise des Bootsbesitzers durch das westliche Europa handelt die Erzählung. War er wirklich auf der Flucht vor einer Gefahr, etwa vor einer Frau, die ihm mit dem Tod drohte? Wie hat man sich das Symposium über den Lärm vorzustellen, an dem er angeblich in Spanien teilgenommen hat? Was hat es mit dem Treffen aller Maultrommelspieler dieser Erde vor Wien auf sich? Warum will er gerade zu diesem Zeitpunkt den Wohnort seines verstobenen Vaters in Deutschland aufsuchen? Und wo hat er die Frau getroffen? Und überhaupt: Wie lange dauerte die Reise?
In dieser romanlangen Erzählung Peter Handkes nimmt die Wirklichkeit unserer Gegenwart immer bedrückendere Gestalt an. Gleichzeitig wird das Gewicht der Welt ein anderes – ein leichteres?
Was nun erwartet den Leser? Ein »nächtliches Buch«? »Nicht wenige solcher nächtlichen Bücher hatte der Autor im Lauf seines Lebens verfaßt, die vom Tageslicht in nichts aufgelöst worden waren. In nichts? Wirklich?«
Verlag: Suhrkamp
Olga und Adolf Hess| „Wiener Küche“
Eva Blimlinger: „Wer gerne kocht, wer wissen will, was damals gemessen, konserviert, eingekocht, gebacken, gebraten, gekocht, blanchiert, gedünstet wurde, wer die Wiener Küche schätzt und gerne Kochbücher liest, muss mehrere Hess zu Haus haben, einen alten aus den 1920er, einen aus den 1950er dann einen aus den 1970er Jahren und einen aktuellen. Von Apfelstrudel bis Zwiebelrostbraten ist alles zu finden. Und wer dann noch nicht genug hat, soll die Prato: "Die gute alte Küche" lesen.“
Verlagsinfo: Die Wiener Küche ist eine besonders glückliche Auslese der Nationalspeisen jener Völker, die in der k.u.k. Monarchie vereint gewesen sind. So ist sie im besten Sinne „europäisch“, ohne aber je ihren urtypischen und unverwechselbaren Charakter eingebüßt zu haben.
Dass diese Küche auch heute noch in unverfälschter Überlieferung lebendig ist, verdanken wir dem Wirken des Wiener Hofratsehepaares Olga und Adolf Hess, das es auf annachahmliche Weise verstanden hat, einerseits die fundamentalen Geschmackstraditionen zu bewahren und andererseits sowohl auf den Wandel der Ernährungsgewohnheiten als auch auf diverse technische Erleichterungen bei der Speisenzubereitung Rücksicht zu nehmen.
So zählt ihre „Wiener Küche“ dank der immer wieder vorgenommenen behutsamen Überarbeitungen auch acht Jahrzehnte nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe und in der nunmehr 41.Auflage zu den uneingeschränkt alltagstauglichen Standardwerken der klassischen Kochkunst.
Und alle, die sich und ihre Lieben schon mit Hilfe dieses Evergreens bekocht haben, kennen das Geheimnis seines – und ihres – Erfolges...
Verlag: Deuticke
Heinrich Steinfest | „Nervöse Fische“
Eva Blimlinger: „Im Swimmingpool am Dach von Alt-Erlaa wird eine Leiche gefunden. Arme und Beine fehlen, sie wurden von einem Haifisch abgebissen. Ein irritierender Beginn, Haifische im 23. Wiener Gemeindebezirk? Chefinspektor Richard Lukastik wird den Fall selbstverständlich lösen, auf seine Art, ein Wiener Kieberer, den es nur in der Literatur gibt, immer Wittgensteins Tractatus in der roten Taschenbuchausgabe mit sich führend und wer gleich den nächsten Steinfest mit Lukastik lesen will, bitte sehr: "Marischwarz".“
Verlagsinfo: Für den Wiener Chefinspektor Lukastik, Logiker und gläubiger Wittgensteinianer, steht fest: »Rätsel gibt es nicht.« Das meint er selbst noch, als er auf dem Dach eines Wiener Hochhauses im Pool einen toten Mann entdeckt, der offensichtlich kürzlich durch einen Haiangriff ums Leben kam. Mitten in Wien, 28. Stockwerk. Und von einem Hai keine Spur. Nun steht der Wiener Chefinspektor nicht nur vor einem Rätsel, es sind unzählige: Ein Hörgerät taucht auf, zwei Assistenten verschwinden. Und die Haie lauern irgendwo … Der neue Krimi Heinrich Steinfests, 2004 Preisträger des Deutschen Krimipreises.
Verlag: Piber
Ingrid Puganigg | „Fasnacht“
Eva Blimlinger: „Der 1981 erschienene Roman war ihr großartiges Debüt. Martha und Karl, die eine, deren Gesicht durch einen Biss einer Dogge verunstaltet ist, der andere doppelt so alt, kleinwüchsig, so dass er eigentlich nirgendwo hinkommt, begegnen einander, sind miteinander und auch wieder nicht. Immer wieder habe ich nach Neuerscheinungen von Puganigg gesucht, doch 1992 die letzte Veröffentlichung … und jetzt freue ich mich auf den neuen Roman, der Ende Februar erscheinen soll und den sie mit Monika Helfer gemeinsam geschrieben hat: "Zwei Frauen warten auf eine Gelegenheit".“
Verlagsinfo: Episoden aus dem Eheleben zweier gesellschaftlicher Außenseiter, die sich in eine imaginäre Welt flüchten.
Verlag: List
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