5 Tipps von Paula Bolyos
Buchhändlerin
Paula Bolyos betreibt seit Jänner 2012 gemeinsam mit Jenny Unger den feministischen Buchladen ChickLit in der Kleeblattgasse im Ersten – ein Projekt des „Vereins zur Förderung feministischer Projekte“. Dort findet frau feministische/lesbische Theorie, FrauenLesbenTrans-Romane sowie Graphic Novels, außerdem Buttons, Notizbücher, Lesezeichen und Taschen und diverse Magazine. Für die StadtSpionin präsentiert Paula Bolyos ihre fünf Lieblingsbücher.
Bernadette Cole: |
„Prinzessin Pfiffigunde“
Paula Bolyos: "Prinzessin Pfiffgunde wäre sicher meine beste Freundin geworden, wären wir im gleichen Alter. So ist ihre Geschichte mein Lieblingsbuch für die Kleinen geworden. Diese Prinzessin lässt sich nichts gefallen, und am allerwenigsten lässt sie sich in irgendwelche Rollenklischees zwängen. In ihrem Fall wäre die Erwartungshaltung der königlichen Eltern, den passenden Prinzen zu ehelichen. Pfiffigunde lässt sie alle antanzen, um ihnen schwierige Aufgaben zu stellen, bei denen sie allesamt versagen. Die Prinzessin wird von da an in Ruhe gelassen und kann sich wieder voll und ganz ihren drachigen Kuscheltieren widmen.“
Verlagsinfo: Alle Welt erwartet, dass eine Märchenprinzessin den Märchenprinzen heiratet. Doch Prinzessin Pfiffigunde hat überhaupt keine Lust zum Heiraten. Um sich der lästigen Bewerber um ihre Hand zu erwehren, greift sie zu einem bewährten Mittel: Sie stellt ihnen knifflige Aufgaben. Doch die allerkniffligste Aufgabe muss sie schließlich selbst lösen...
Verlag:
Carlsen
Michaela Frühstück
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„Teta Jelka überfährt ein Hendl“
Paula Bolyos: “Teta Jelka überfährt ein Hendl“ ist der Debütroman der Burgenländerin Michaela Frühstück. Schon die erste Szene, in der Jelka dem Hendl des Pfarrers, Viktoria, den Fuß überfährt, weil sie leicht beschwippst mit dem Rad durchs Dorf schlingert, hat meinen Humor voll getroffen. Mit ihrer besten Freundin bespricht sie bei noch etwas mehr Schnaps alle Möglichkeiten, wobei Adoption des kranken Huhns dem Ende Viktorias als Suppeneinlage vorgezogen wird.Nicht nur humorvoll sondern auch historisch lehrreich, wenn es zB. um die Auswanderung der Burgenlandkroat_innen in die USA geht, ist diese einmalige Geschichte über die Bewohner_innen von Kroatisch Minihof/Mjenovo. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind natürlich rein zufällig.“
Verlagsinfo: Jelka und Margit sind die Protagonistinnen dieses Romans, dessen Handlung in einer Welt am Rande der Wirklichkeit angesiedelt ist. Im mittelburgenländischen Mjenovo/Kroatisch Minihof wachsen die Freundinnen nebeneinander und miteinander auf. Ihre erzählte Lebensgeschichte beginnt Mitte der 20er und spannt sich bis Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die Amerikawanderung der Burgenländer, die nicht ganz alltäglichen Alltagsszenen der humorvollen Minihofer Dorfbevölkerung und die Freundschaft von Margit und Jelka stehen im Mittelpunkt des Romans.
Verlag: Lex Liszt
Leslie Feinberg | „Stone Butch Blues“
Paula Bolyos: „Träume in den erwachenden Morgen“ war der Titel des Romans von Leslie Feinberg als ich ihn gelesen habe, nun ist er unter dem Originaltitel „Stone Butch Blues“ neu aufgelegt worden. Leslie Feinberg erzählt (teils autobiographisch) die Geschichte von Jess, die sich in den USA der 1960er Jahre zunächst als lesbisch outet, um sich später ihrer/seiner Transsexualität bewusst zu werden. Die USA der 60er Jahre beschreibt Leslie Feinberg als homophobes Land, voller Polizeibrutalität und Übergriffen. Die Razzien, denen schließlich die berühmten Stonewall-Riots folgten, sind authentisch beschrieben und machen wütend und traurig. Ein immer noch sehr wichtiges und berührendes Buch.“
Verlagsinfo: Buffalo, N.Y., eine Industriestadt in den sechziger Jahren. Hier verbringt Jess Goldberg ihre Kindheit und Jugend. Jess ist ein Mädchen, doch sie sieht aus wie ein Junge. Mit 15 hält sie es daheim nicht mehr aus. Sie haut ab. Sie sucht sich einen Job. Die Bar Abba’s bietet Jess eine Heimat – eine bunte Gemeinschaft von Butches und Femmes, von Huren und Drag Queens, von Schwarzen und Weißen. Eine Gemeinschaft, die nicht ungefährlich lebt. In den brutalen Razzien der Polizei erreicht der gesellschaftliche Hass auf alle, die anders sind, seinen Höhepunkt. Überleben fordert stete Wachsamkeit, Stärke und enormen Mut. Rückhalt findet Jess in ihrer Community. Und bei ihrer großen Liebe: Theresa.
Verlag:
Krug und Schadenberg
Virginia Woolf |
„Flush“
Paula Bolyos: „Flush“ erzählt die erfundene Lebensgeschichte des Cockerspaniels der Dichterin Elizabeth Barrett Browning. Mit gewohnt trockenem Humor berichtet Virginia Woolf von Flush, der eingsperrt in der Londoner Stadtwohnung von der Freiheit auf den Feldern träumt, der der kränklichen Dichterin aber immer näher kommt und eine liebevolle Beziehung zu ihr entwickelt. Zu dem Buch habe ich wahrscheinlich gegriffen, weil ich Hunde liebe. Eines meiner Lieblingsbücher ist es geworden, weil Woolfs Fähigkeit politische Themen in die Biografie eines Hundes zu verpacken, ihr Humor und ihre gleichzeitige Ernsthaftigkeit unübertrefflich sind.“
Verlagsinfo: Virginia Woolf erzählt vom Spaniel des Dichterpaares Elizabeth Barrett und Robert Browning, und nie ist die uralte Beziehung zwischen Mensch und Hund, die Gemeinsamkeit und Getrenntheit der Kreatur, sensibler geschildert worden als in dieser graziös unterhaltsamen, das Gegenständliche, das Sinnhafte, das Bewusste und das Unbewusste zart und fest greifenden Prosa.
Verlag:
Fischer
Chimamanda Ngozi Adichie |
„Americanah“
Paula Bolyos: „Americanah“ ist eines meiner neueren Lieblingsbücher. Ich habe es verschlungen und es kam sofort auf die Liste. Adichie erzählt nur teilweise die Liebesgeschichte von Ifemelu und Obinze. Es ist gleichzeitig die Geschichte Nigerias und ein Bericht über die Zerrissenheit, die Migration mit sich bringen kann. Außerdem ist es eine Geschichte von Grenzen, die nur die Privilegierten überschreiten dürfen. Es ist eine Kritik am Rassismus, nicht nur der heutigen USA und Europas, die ich für überaus notwendig halte. Dazu hat mich gefreut, dass ich viel neues über Nigeria und das Leben in Lagos, aber auch in den USA erfahren habe, was meiner Neugier über das Leben in anderen Ländern entgegen gekommen ist.“
Verlagsinfo: Die große Liebe von Ifemelu und Obinze beginnt im Nigeria der neunziger Jahre. Dann trennen sich ihre Wege: Während die selbstbewusste Ifemelu in Princeton studiert, strandet Obinze als illegaler Einwanderer in London. Nach Jahren kehrt Ifemelu als bekannte Bloggerin von Heimweh getrieben in die brodelnde Metropole Lagos zurück, wo Obinze mittlerweile mit seiner Frau und Tochter lebt. Sie treffen sich wieder und stehen plötzlich vor einer Entscheidung, die ihr Leben auf den Kopf stellt.
Adichie schreibt bewundernswert einfach, grenzenlos empathisch und mit einem scharfen Blick auf die Gesellschaft. Ihr gelingt ein eindringlicher Roman, der Menschlichkeit und Identität eine neue Bedeutung gibt.
Verlag:
Fischer
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