5 Tipps von Petra Hartlieb
Buchhändlerin und Krimi-Autorin
Petra Hartlieb wurde 1967 in München geboren und ist in Oberösterreich aufgewachsen. Sie studierte in Wien Psychologie und Geschichte und arbeitete danach als Pressefrau und Literaturkritikerin in Hamburg. Sie kehrte nach Wien zurück und eröffnete 2004 mit ihrem Mann die kleine feine Buchhandlung „Hartliebs Bücher“ in der Währingerstraße. Gemeinsam mit Claus-Ulrich Bielefeld legte sie 2011 ihr Krimidebüt „Auf der Strecke“ (Diogenes Verlag) vor. Diesen Sommer erscheint ihr neues Buch. Für die Stadtspionin stellt Petra Hartlieb ihre 5 aktuellen Lieblingsbücher vor.
Olga Grjasnowa | "Der Russe ist einer der Birken liebt"
Petra Hartlieb: "Ich habe selten Lust auf Jungautorinnen, die von den Kritikern kurzfristig als „Fräuleinwunder“ oder „Shootingstars“ in den Himmel gehoben werden, wo sie dann meist auch schnell vergessen sind. Sehr skeptisch hab ich zu lesen begonnen doch spätestens nach dem ersten Kapitel war ich hell auf begeistert. Die junge Mascha, Dolmetsch-Studentin mit hausgemachter Sprachverwirrung – sie ist als 11jährige aus Aserbaidschan nach Deutschland geflohen – wird durch den Tod ihres Freundes völlig aus der Bahn geworfen. Sie verliert alles aus den Augen; ihre Karriere, ihre Freunde, sich selbst. Nach einigen Monaten der völligen Einsamkeit nimmt sie einen Job als Übersetzerin in Israel an und glaubt, ihrer Geschichte entkommen zu können. Klar, dass das nicht gelingt, aber wie die Autorin dies erzählt ist absolut bemerkenswert: Einfühlsam ohne aufdringlich zu werden, witzig ohne je ins slapstickartige zu verfallen, politisch ohne belehrend zu werden, tieftraurig ohne pathetisch zu sein. Ein sensationelles Porträt ihrer Generation!"
Verlagsinfo:
Mascha ist jung und eigenwillig, sie ist Aserbaidschanerin, Jüdin, und wenn nötig auch Türkin und Französin. Als Immigrantin musste sie in Deutschland früh die Erfahrung der Sprachlosigkeit machen. Nun spricht sie fünf Sprachen fließend und ein paar weitere so "wie die Ballermann-Touristen Deutsch". Sie plant gerade ihre Karriere bei der UNO, als ihr Freund Elias schwer krank wird. Verzweifelt flieht sie nach Israel und wird schließlich von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt. Mit perfekter Ausgewogenheit von Tragik und Komik und mit einem bemerkenswerten Sinn für das Wesentliche erzählt Olga Grjasnowa die Geschichte einer Generation, die keine Grenzen kennt, aber auch keine Heimat hat.
Verlag:
Roman Hanser
Doris Knecht| "Gruber geht"
Petra Hartlieb: "John Gruber ist kein besonders sympathischer Zeitgenosse. Dachausbau in Naschmarktnähe, Porsche, verspiegelte Sonnenbrillen, Kinderhasser. Plötzlich passieren zwei Dinge, die sein Leben auf den Kopf stellen: Er verliebt sich und erkrankt gleichzeitig an Magenkrebs. Gruber wird durch diese Diagnose natürlich kein liebenswerter Mensch und doch ändert sich etwas in seinem Leben und das wird von Doris Knecht unaufdringlich, liebevoll und völlig unesoterisch erzählt. Und eine wunderschöne Liebesgeschichte ist es noch dazu!"
Verlagsinfo: Der Manager, Mitte dreißig, hat sich sein Leben zwischen Topjob, Flughafenlounges, Designappartement und Bettgeschichten hübsch eingerichtet. Er gefällt sich als zynischer Bescheidwisser, der seine Geliebte auch schon mal zum Weinen bringt, damit sie lernt, was die Realität von TV-Soaps unterscheidet. Dass er sich aber selbst mit einem coolen, sexy Superhelden verwechselt, dass er dann doch ein bisschen kleiner und schwächer ist als die Realität, das muss Gruber erfahren, als ein Tumor in seinem Bauch entdeckt wird. Gruber säuft, feiert durch und prügelt sich. Gruber macht Selbsterfahrung und Chemotherapie. Und Gruber
verliebt sich. Schließlich wird er wieder heil. Aber er ist am Ende kein besserer Mensch. Vielleicht nur ein bisschen offener, liebevoller und kompromissbereiter. Vielleicht.
Verlag:
Rohwolt Berlin
Christos Tsiolkas | "Nur eine Ohrfeige"
Petra Hartlieb: "Stellen Sie sich folgende Situation vor: eine Grillparty mit großer Familie und Freunden. Es entsteht ein kleiner Streit unter den Kindern und plötzlich ohrfeigt der Cousins des Gastgebers den kleinen Sohn der besten Freundin der Hausherrin. Die Party löst sich auf und in weiterer Folge bilden sich zwei Parteien im weitverzweigten System der Familie. Diejenigen, die davon überzeugt sind, dass der Junge die Ohrfeige „verdient“ und die anderen, die den Schläger wegen Körperverletzung am liebsten im Gefängnis sehen."
Verlagsinfo: Aus einer scheinbar banalen Begebenheit entwickelt sich eine packende Erzählung über Liebe, Sex und die verschiedenen Auffassungen von Ehe, Erziehung und Freundschaft. Die Ohrfeige zwingt alle Beteiligten dazu, ihr eigenes Familienleben, all ihre Erwartungen, Überzeugungen und Wünsche infrage zu stellen. Aus acht Perspektiven schildert Tsiolkas eindrücklich das innere Erleben der Gäste.
Verlag:
Klett Cotta
Ann Patchett | "Fluss der Wunder"
Petra Hartlieb: "Abenteuerromane sind meistens Männerbücher. Harte Typen, die unbekanntes Terrain entdecken, mit wilder Natur zu kämpfen haben und dabei natürlich als Sieger bestehen. Umso erstaunter war ich, als ich mit dem Roman begonnen habe und ihn bereits nach wenigen Seiten nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die vierzigjährige Ärztin Marina wird von ihrem Chef, dem Leiter des Pharmaunternehmens, für das sie tätig ist, in ein abgelegenes Amazonastal geschickt um den Tod eines Kollegen aufzuklären. Dabei stößt sie auf ein rätselhaftes Volk, eine getriebene Forscherin und findet ihre eigenen Grenzen. Ein kluges Buch und spannend bis zur letzten Seite!"
Verlagsinfo: Als der Biologe Anders Eckman auf der Suche nach Dr. Swenson im brasilianischen Regenwald verschwindet, soll Swensons ehemalige Studentin Marina Singh dem Fall nachgehen und die eigenwillige Forscherin aufspüren, die sich seit Jahren weigert, Berichte an ihr Institut zu liefern. Marina folgt Eckmans Spuren und wagt sich auf eine gefährliche Reise ins dunkle Herz des Amazonas, um zu klären, was es mit Swensons geheimnisvollen Studien über die Fruchtbarkeit der Ureinwohner auf sich hat. Doch je näher sie ihrem Ziel auf dem Rio Negro entgegenreist, desto klarer wird ihr, dass sie sich nicht nur den Gefahren des Urwalds, sondern auch ihren eigenen Ängsten stellen muss ... Fluss der Wunder ist ein intelligenter Abenteuerroman mit einer faszinierenden Heldin, ein packendes Stück Literatur über Wissenschaft und Moral, den Schrecken der Natur und das Grauen im Herzen eines jeden, der Grenzen überschreitet, an denen kein Mensch jemals rühren sollte.
Verlag:
Bloomsbury
Kristof Magnusson | "Das war ich nicht"
Petra Hartlieb: "Ein alternder Bestsellerautor mit Schreibblockade, eine Übersetzerin mit Geldsorgen und ein junger ehrgeiziger Banker, der sich auf dem Sprung zu seiner Karriere ein großes Problem aufhalst. Was haben diese drei Personen miteinander zu tun? Das führt uns Magnusson auf eindrucksvolle Weise vor. Der Roman ist so skurill und witzig und gleichzeitig so intelligent erzählt, dass er seit mehreren Jahren zum absoluten Lieblingsbuch in unserer Buchhandlung zählt."
Verlagsinfo: Ein junger Banker, auf dem Sprung zur großen Karriere. Eine Literaturübersetzerin, auf der Flucht vor dem schön eingerichteten Leben mit Weinklimaschrank und Salzmühle mit Peugeotmahlwerk. Ein international gefeierter Schriftsteller mit Schreibblockade und Altersangst. Drei Menschen, die sich unversehens in abenteuerlicher Abhängigkeit befinden. Wie konnte es dazu kommen? Eine Bank, ein Leben ist schnell ruiniert. Das ist das Erschreckende, aber auch das Komische an diesem Roman, der mit großer Leichtigkeit von unheimlichen Zeiten erzählt.
Verlag: Goldmann
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