5 Tipps von Bettina Hering
Künstlerische Leiterin Landestheater NÖBettina Hering wurde in Zürich geboren und lebt, nach vielen Reisen und längeren Stationen in Berlin, Hamburg und Frankfurt/M, mit ihrer Familie seit 20 Jahren in Wien. Die Dramaturgin und Regisseurin leitet seit dieser Spielzeit das Landestheater Niederösterreich. Für die StadtSpionin präsentiert sie ihre 5 aktuellen Lieblingsbücher.
Joan Didion |„Das Jahr magischen Denkens"
Bettina Hering: „Joan Didion ist hierzulande nicht sehr bekannt, in ihrer Heimat Amerika ist die Journalistin und Autorin eine Ikone. Ihre sozialkritischen Reportagen und Essays über amerikanische Zu- und Umstände haben sie seit den 60er Jahren zu einem wichtigen politischen Sprachrohr gemacht. „Das Jahr magischen Denkens“ ist eines ihrer Prosawerke mit einem sehr persönlichen Bezug. Sie schrieb das Buch nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes, gleichzeitig konfrontiert mit der lebensbedrohlichen Krankheit ihrer Tochter, die den Kampf um ihr Leben kurz nach Vollendung des Buches ebenfalls verloren hat. Dieses Werk, durchdrungen von Trauer und dem Versuch, sie zu bewältigen, ist verstörend und zutiefst berührend. Ich habe mit der großartigen Bibiana Zeller daraus vor Jahren im Vestibül des Burgtheaters einen Theaterabend gemacht – und danke ihr heut noch dafür, dass sie sich diesem Text gestellt hat.“
Verlagsinfo:
Die große amerikanische Schriftstellerin Joan Didion schreibt über die Trauer nach dem Tod ihres Ehemannes und über ihren Versuch, das Unfassbare begreiflich zu machen. Ein sehr offenes, sehr persönliches Buch, das zugleich von beeindruckender Allgemeingültigkeit ist. Joan Didion wurde dafür in den USA mit dem National Book Award ausgezeichnet.
Verlag: List Taschenbuch
Alan Alexander Milne |
„Pu der Bär“
Bettina Hering: „Meiner Meinung nach eines der allerbesten Kinderbücher, die je geschrieben wurden. Die ganzen Verfilmungen und das flächendeckende Merchandising verpufft zu nichts, wenn man Seite um Seite umblättert. Meine Kinder und ich, wir haben dieses Buch und seine wunderbaren Figuren geliebt - lieben sie immer noch! - und unbändiges Lachen hat mich oftmals beim Vorlesen kaum weiterlesen lassen. Dieser Humor! Großartig, zauberhaft und er trifft präzise mein Herz, wo das Ferkel, der feige und ängstliche Freund von Pu, schon lange wohnt.“
Verlagsinfo: Wer kennt ihn nicht, Winnie-den-Pu, den Bären mit dem kleinen Verstand! Immerzu wollen sein Freund Christopher Robin und er eine Geschichte hören. Eine, in der sie selbst natürlich und alle Freunde und Bekannten aus dem Hundertsechzig-Morgen-Wald vorkommen. Lauter hochwichtige Persönlichkeiten wie Ferkel, Eule, Kaninchen, I-Ah, Känga Ruh und der ungestüme Tigger."Pu pu!", sagte A. A. Milnes einjähriger Sohn Christopher Robin, als er zu Weihnachten seinen neuen Teddy auf dem Kamin sitzen sah. So entstand 1921 der Name für die wohl berühmteste Teddy-Bären-Geschichte der Welt: PU DER BÄR.
Verlag: Dressler
Botho Strauß |
„Paare, Passanten“
Bettina Hering: "Vor vielen Jahren habe ich über Botho Strauß meine Magisterarbeit geschrieben und im Zuge dessen natürlich sein ganzes Werk gelesen. Das schmale Büchlein „Paare, Passanten“, 1981 erschienen, hat mich damals am meisten beeindruckt und begleitet mich bis heute. Strauß gelingt es, mit leichter Hand und collagenhaft die Gesellschaft zu skizzieren, einige Figuren herauszuholen und gleichzeitig philosophische und gesellschaftspolitische Themen zu verhandeln. Natürlich spürt man beim erneuten Lesen, dass Zeit vergangen ist, aber diese Form, in der er dieses Panorama schreibend erschafft, ist nach wie vor eine meisterhafte."
Verlagsinfo: "Paare, Passanten" ist ein Kaleidoskop der modernen deutschen Gesellschaft, ein faszinierendes Puzzle aus scharfen Einzelbeobachtungen eines Erzählers, der sich wie ein Flaneur durch das Seelenleben der Bundesrepublik zu Beginn der Achtzigerjahre bewegt. Seine flüchtigen Beobachtungen geben immer wieder plötzlich den Blick frei auf eine Gesellschaft, welche gedankenlos dem Konsumrausch anheim fällt. Angeekelt hält sich der Erzähler aus dem "Beziehungsmarkt" heraus, auf dem die nach Partner Suchenden insgeheim nur ihrer Eitelkeit frönen.
Verlag: SZ
Walter Kappacher| „Der Fliegenpalast"
Bettina Hering:„In ganz präzisen, ruhigen Beschreibungen lässt Walter Kappacher vor unseren Augen Hugo von Hofmannsthal erscheinen, der in einer schweren Arbeits- und Sinnkrise steckt. Alleine in den Bergen, versucht er wieder Antrieb zu finden, seinem Leben andere, produktive Seiten abzutrotzen, aber es gelingt ihm nicht, er steht sich selber im Weg. Ich habe kaum je ein Buch gelesen, in dem mit einer sprachlichen und inhaltlichen Meisterleistung ein Rhythmus erzeugt wird, der jeden Leser in Bann zieht, auch wenn er weder mit dem Alpenszenario noch mit Hofmannsthal vertraut ist. “
Verlagsinfo: August 1924: Der alternde Schriftsteller H. kehrt an einen Ort seiner Kindheit zurück – nach Bad Fusch in den Salzburger Bergen. Viel hat sich verändert: Freunde sind abhandengekommen, sein Schaffen ist bedroht von seiner labilen Gesundheit. H. lernt den jungen Privatarzt einer Baronin kennen und sucht seine Freundschaft, doch er entkommt der Einsamkeit nicht. Walter Kappacher erzählt von einem Leben, das die Zeit überholt hat: mit fesselnder Intensität und luzidem Einfühlungsvermögen, so souverän wie virtuos.
Verlag: dtv
Anna Kim| „Anatomie einer Nacht"
Bettina Hering: „Die junge österreichische Autorin mit südkoreanischen Wurzeln schreibt über ein Land der Extreme, Grönland. Da ich mit meinem Mann vor drei Jahren Grönland im Sommer besucht habe und mich dieses Land zutiefst beeindruckt hat, war der Griff nach dieser Neuerscheinung naheliegend. Das immerwährende Licht (im Sommer!), die mächtigen Eisberge und kalbenden Gletscher, das Ausgeliefertsein an die fast unbesiedelte Natur, das alles war ein gewaltiges Erlebnis. Anna Kim beschreibt in ihrem Buch eine dramatische Nacht, in der elf Suizide unabhängig voneinander stattfinden. Sie spürt unglaublich genau und formal interessant nach, was die Beweggründe und welche Lebensfragen dafür verantwortlich sein könnten. Eine aufregende junge Autorin, deren Schaffen ich sicher weiterverfolgen werde.."
Verlagsinfo: In der Nacht vom 31. August auf den 1. September 2008 nehmen sich in einer kleinen Stadt im verarmten und weitgehend isolierten Osten Grönlands elf Menschen das Leben. Wie eine Epidemie breitet sich der Freitod in allen gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen des Ortes aus, dessen Bewohner sich »durch eine Berührung oder einen Blick infiziert« zu haben scheinen.
Verlag: Suhrkamp
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