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Christa Kinds Tipps für die Vorweihnachtszeit – ein Auszug

„Nicht von dem, was man zwischen Weihnachten und Neujahr isst, wird man dick“, ist der Standardsatz, den jeder Keksteller schon mal gehört hat. Aber ganz so ohne ist diese Zeit nicht … Und nicht nur kalorisch erreicht man in der Vorweihnachtszeit Spitzenwerte. Auch was die Geldbörse anlangt, ist kühles Rechnen gefragt. Wie aber motiviert man sich zum Weihnachtseinkauf? Und wie bekommt man den Höhepunkt, den 24., am besten hin?

Christa Kind hat für ihr Buch "Wie überlebe ich Weihnachten in 24 Kapiteln" wertvolle Lebensweisheiten gesammelt. Hinter dem Pseudonym steckt übrigens eine sehr bekannte Wienerin. Aber natürlich verraten wir nicht, welche ;-)

Die StadtSpionin | KäseschatztruheEAT
Ein Stoßseufzer der Verzweiflung geht durch die Damenrunde, die allwöchentlich den Weight-Watchers-Kurs besucht. Davor hat man (für die kalte Jahreszeit unpassend leicht bekleidet, allen Schmucks, der Uhr etc. entledigt, um ja nicht zu viel auf die Waage zu bringen) seine Wochenabnahme überprüft, dann ist man glückstrahlend oder verzweifelt, je nachdem, in die Gruppe gegangen, um die Erfahrungen der letzten Woche auszutauschen – und über ein bestimmtes Thema zu sprechen. Das aktuelle: die Gefahr von Weihnachtskeksen für die zu trimmende Figur. Und diese Gefahr ist eine nicht zu unterschätzende! Sie locken uns auf allen Adventfeiern und sogar in den Geschäften mit ihrem Aussehen und ihrem Duft. Sie sind süß, sehr süß sogar, und sie sind fett.

Bei den Weight Watchers haben sie Punkte – überall sonst Kalorien, aber was macht das für einen Unterschied! So ein klitzekleines Vanillekipferl kann schon mal 50 Kalorien haben, und Sie können mir doch nicht im Ernst erzählen, dass es bei einem bleibt! 100 Gramm Vanillekipferl (und das sind gar nicht mal so viele) haben dann schon an die 500 Kalorien. Bei einem täglichen Kalorienbedarf von sagen wir mal 1.200 bis 1.500 haben wir mit diesem kleinen Häuflein Vanillekipferl aber schon ganz schön viel von unserem erlaubten Tageskontingent verbraucht! Und meist sind auf so einem liebevoll angerichteten, mit Tannenzweiglein geschmückten Keksteller ja auch noch ein paar andere Sorten Weihnachtskekse drauf …

Der heiße Tipp für alle abnehmwilligen (also vermutlich alle) Leserinnen, die es wirklich ernst mit der Strandfigur für die weihnachtliche Karibikreise meinen: Versuchen Sie einmal einen Advent lang, kein einziges Weihnachtskeks zu essen. Ich wiederhole: Kein einziges! Es geht, ich habe es selbst versucht – und meinen inneren Schweinhund 24 (oder mehr – schließlich muss ja nach Weihnachten aufgegessen werden, was von den Keksen noch da ist) ganze Adventtage lang nicht mit Weihnachtskeksen gefüttert. Ist nicht lustig, bedeutet Verzicht – aber lässt mehr Platz für Glühwein, Punsch und Co. …

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Wenn noch kein Weihnachtsgeschenk Eingang ins Geschenkeversteck gefunden hat, aber „le Abend“ bedrohlich näherrückt, wird es langsam Zeit, sich ins Shoppinggetümmel zu werden. Wenn Sie sich anfangs schwer motivieren können, auf Präsentejagd zu gehen, hilft Ihnen die vielfach erprobte 1:1-Regel sicher weiter:

Sie ist ganz einfach und geht so: Kaufen Sie sich selbst vor Weihnachten so viel wie den von Ihnen beschenkten. Sie können die 1:1-Regel anwenden, indem Sie immer jeweils ein Geschenk für Ihre Lieben kaufen und eines für sich selbst. Wenn Sie Anhänger der Summenformel sind, kaufen Sie im selben Wert, den Sie für die anderen ausgegeben haben, Goodies für die eigene Tasche. Oder einfach eine eigene neue Tasche (Mulberry, Prada, Gucci, so was kann sich leicht bis zur „Belli“ von Bottega Veneta hinaufschwingen …)

Jetzt kommt es noch drauf an, welcher Motivationstyp Sie sind: Möchten Sie den mühsamen Teil erledigt haben (die Geschenke für die anderen) und sich dann selbst in selber Höhe belohnen? Oder kommen Sie nur schwer in die Gänge, wenn Sie sich vorstellen, Sie müssen jetzt für Kinder, Ehemann, Mutter, Vater, Schwiegermutter, Schwiegervater, Tante Monika und Onkel Gerhard etc. etc. auf die Pirsch gehen. Dann müssen Sie sich eben zuerst belohnen und erst dann die Angel für die anderen auswerfen.

Letztere Variante hab ich vor einigen Jahren – erfolgreich? – ausprobiert. Ich bin mit einer neuen Lammfelljacke, neuen Lammfellschuhen, zwei superschicken Pullovern, einem pinken Kaschmirschal und einer neuen Armbanduhr im Taxi (das war dann auch schon egal) durchs Schneetreiben nach Hause gefahren. Der zweite Teil des Plans, die Geschenke für die anderen, ist sich an diesem Tag leider weder zeitlich noch finanziell ausgegangen. Aber es war wirklich ein schöner Start des alljährlichen Weihnachtseinkaufs …

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Können Sie sich an Ihre Kindheit erinnern, als Sie am 24. von 7 Uhr morgens bis ultimo (heißt: bis das Christkind klingelte) tschechische Märchenfilme ansehen durften? Maximal widerwillig unterbrochen von einem eiskalten Gang in die Kirche zur Krippenlegung, damit die Eltern in Ruhe den Christbaum „aufputzen“ konnten?

Eigentlich waren die Weihnachtsfeiertage damals die einzigen, an denen es für Kinder wirklich gutes Fernsehprogramm gab (ganz im Gegensatz zu heute, da Kinder ununterbrochen für ihr Alter geeignete Sendungen sehen können – ob gute, soll hier nicht diskutiert werden). Vielleicht möchten Sie Ihren Kindern dasselbe Vergnügen gönnen – und dem Angebot von allzu kommerziellen Kindersendern entkommen? „Die große tschechische Märchenfilm-Box“ wäre eine gute Idee, Sie wissen schon: „Drei Nüsse für Aschenbrödel“, „Pan Tau“ und Konsorten!

Während also Ihre Kinder mit Begeisterung den Abenteuern dieses stets freundlich lächelnden, sehr eleganten, gutmütigen Herren im Stresemann mit Melone folgen, bereiten Sie das Weihnachtsessen vor. Gefeiert wird in der Kernfamilie, eh klar, den „Rest“ handeln wir am 25. mit einem Weichnachts-open-house ab. Darüber hinaus eignet sich der Heilige Abend durchaus für wechselnde Besetzung. Heißt: Wir laden alle aus dem Freundeskreis ein, die sonst nicht wissen, wo sie hingehen sollen. Lost-souls-Weihnachten, sozusagen. Alleinstehende, Zurückgebliebene, Liebeskummernde, wenn ihr nicht wisst, wo ihr den Heiligen Abend verbringen sollt, kommt zu uns. Hat immer funktioniert! Ergab immer verschiedene Konstellationen, aber war an Gemütlichkeit kaum zu überbieten.

Da wurden Kartoffeln geschält und Legohäuser zusammengebaut, von anderen Weihnachtstraditionen erzählt und Kindheitserlebnisse ausgetauscht. Zwischen dem dritten Glas Weihnachtssekt und dem Versuch, Rosegger zu zitieren, haben wir uns oft schon gebogen vor Lachen. Und dadurch war jeder Weihnachtsabend ganz anders als die vorangegangenen, weil die Alleinstehenden vom Jahr davor in der Zwischenzeit die Liebe ihres Lebens gefunden und uns nicht mehr gebraucht hatten, aber andere dafür gern zu uns gekommen sind. Heißt: Brechen Sie mit Traditionen, raus aus der Routine, und der Weihnachtsabend wir 100 Pro ein Abend, der noch für Gesprächsthemen sorgt, wenn schon die ersten Märzenbecher das Licht der Welt erblicken.

Christa Kind
(Dezember 2014)

Christa Kind

 

Mehr zum Nachlesen von Christa Kind:

Wie überlebe ich Weihnachten in 24 Kapiteln.
Metro Verlag

 

 

 


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