Raritäten für Balkonien
Egal ob klein oder groß, schattig oder sonnig: Mit ungewöhnlichen Pflanzen wird jeder Balkon zum Refugium und jedes Fensterbrett zum Minimundus-Paradies. Für alle, die bei Geranien und Basilikum das große Gähnen kriegen, hat sich die StadtSpionin nach Shops für ungewöhnliche Pflanzen und Raritäten umgesehen.
In England, dem Land mit den schönsten Gärten und den enthusiastischsten Gärtnern der Welt, gilt eine umumstößliche Erkenntnis: Bis ein Garten wie ein richtiger Garten aussieht, dauert es sieben Jahre. Welch Glück für alle Städter, die nur einen Balkon besitzen! Denn den verwandelt man innerhalb von wenigen Wochen in ein grünes, blühendes oder sogar essbares Paradies.
Erich Stekovics züchtet über 3.200 alte Tomatensorten und verkauft Jungpflanzen für Hobby-Gärtner. Wem der Sinn nach „Gemüseproduktion“ auf der Terrasse oder leckeren Köstlichkeiten von der Fensterbank steht, der muss als erstes einen Ausflug aufs Land unternehmen, nämlich an den Neusiedlersee. Dort widmet sich Erich Stekovics, der eigentlich Theologie studierte und heute einer der innovativsten Landwirte des Burgenlands ist, seinem „Theater der Genüsse“. Die Hauptakteure in diesem Stück sind rot, gelb oder grün und schmecken nach Bananen, Melone oder Zuckerrübe. Sie tragen exotische Namen wie „Bulgarischer Triumph“, „Rose vom Libanon“ oder „Schlesische Himbeere“ und wuchern in Hülle und Fülle auf seinen Feldern am Rande des Neusiedlersees in Frauenkirchen. Die Rede ist von Tomaten – und Erich Stekovics ist unbestritten der Kaiser der Paradeiser.
Die besondere Liebe von Stekovics gilt den alten Tomatensorten. Denn das, was heute in Supermärkten verkauft wird, erinnert seiner Meinung nach nur noch optisch an Tomaten. Die unglaubliche Aromen-Vielfalt der Pflanzen ist bei der „industriellen“ Zucht im Glashaus abhanden gekommen. Auf der Suche nach dem verlorengegangenen Geschmack sammelt Stekovics seit 2002 auf der ganzen Welt Tomatensamen – und züchtet heute, nach nur wenigen Jahren, die unvorstellbare Menge von über 3200 alten Sorten. Stekovics besitzt die größte kultivierte Sammlung an Tomaten weltweit!
Besonders stolz ist er auf auf seine Tomaten-Pflanzen aus dem Himalaya und die köstlich schmeckende „Gelbe Johannisbeere“. Diese kleinste aller bekannten Tomaten trägt im Sommer pro Pflanze 6.000 Früchte und ihre Samen werden seit 1.400 Jahren von Züchter zu Züchter weitergegeben. Von 1. bis 31. Mai verkauft Erich Stekovics auf seinem Hof in Frauenkirchen seine Tomaten-Raritäten vorgezogen als kleine Pflänzchen. Sehr viele davon eignen sich auch für die Kultur auf Balkon und Terrasse und sind absolut pflegeleicht – sie müssen nur regelmäßig gegossen werden.
Sorten-Raritäten und Gemüse aus alter Zeit
Die "Arche Noah" in Schloss Schiltern rettet gefährdete Pflanzen Ebenfalls auf alte Sorten spezialisiert ist die „Arche Noah“. Das ungewöhnliche Projekt in Schiltern im Kamptal entstand auf Privatinitiative in einem verwilderten Barockgarten und ist mittlerweile ein weltbekanntes Zentrum zur Rettung gefährdeter Kulturpflanzen. Über den kunstvollen schmiedeeisernen Eingang aus Maria Theresias Zeiten betritt der Besucher den ehemaligen Lustgarten von Schloss Schiltern und damit das Reich der Vielfalt: Der Schaugarten wird mit viel Liebe jedes Jahr aufs Neue mit mehr als 500 Gemüsesorten bebaut. Und zwar nicht zu Schauzwecken, sondern um alte, aussterbende Pflanzensorten zu vermehren und damit die Sortenvielfalt zu erhalten. In der Arche Noah können sich Gartenfreunde von April bis Oktober über die Raritäten beraten lassen und Saatgut oder Jungpflanzen erstehen. Seltene Paprika, Chili und Kürbisse erwarten die KäuferInnen genauso wie die vergessenen Gemüsesorten Knollenziest, Malabarspinat, Schnittknoblauch und Litchi-Tomaten.
Wer sich den Ausflug aufs Land ersparen will, findet auch in Wien interesssantes Gemüse
Verkauf von Samenraritäten und seltenem Gemüse bei Arche Noah für den Balkon. Im kleinen Shop „Blattart“ in der Sechskrügelgasse kann man nicht nur seltene Kräuter von Arche Noah erstehen, sondern auch Chili-Pflanzen im Töpfchen – und zwar vor allem die schärfste Chili-Sorte der Welt: Habaneros.
Am Feigenhof, einer ungewöhnlichen Bio- Gärtnerei, die wie eine Oase mitten im Gemüse-Anbaugebiet in Simmering liegt, gibt es Feigenbäume als Kübelpflanze, Gemüse- Raritäten und seltene Kräuter zu kaufen. Für durchschnittlich 3 Euro bekommt man da so ungewöhnliche Pflanzen wie die Schokoladenblume mit ihrem Duft nach Vollmilch- Schokolade, Trippmadam oder den echten Weißen Salbei zum Räuchern.
Pflanzenshops: Citruspflanzen und blühende Exoten für den Balkon
Als gute Adresse für Balkonierinnen entpuppt sich auch die Gärtnerei Bach in Donaustadt. Neben unzähligen Heilkräutern und Gemüsepflanzen werden hier auch diejenigen fündig, die ihr kleines Paradies mit Blühendem und weniger mit Essbarem bepflanzen wollen. Kletterpflanzen und vor allem Österreichs größtes Angebot an Duftpelargonien lassen die Herzen romantischer Pflanzenliebhaberinnen höher schlagen.
Citruspflanzen gedeihen in unseren Breiten sowieso nur im Kübel und eignen sich daher
Wiener Zitrustage in Schönbrunn besonders gut für Terrassen. Mitte Mai findet Österreichs grösste Verkaufs-Ausstellung für Citruspflanzen und andere Exoten in der schönen Orangerie von Schloss Schönbrunn statt. Unter den Ausstellern befindet sich auch die Gärtnerei von Silvia Tunkl, die in Pottes nahe Gänserndorf mediterrane Kübelpflanzen, sommerblühende Raritäten und das größte Citrus-Angebot des Landes verkauft.
Ein besonderer Geheim-Tipp für interessante und vor allem günstige Pflanzen und Blumen sind Tauschmärkte und die Bundesgärten. Bei den Pflanzentauschbörsen (mitmachen kann jeder!) tauschen Hobby-GärtnerInnen Pflanzen, Ableger und Samen oder verkaufen sie gegen eine kleine Spende.
Und was kaum jemand weiß: Auch die Bundesgärten geben Pflanzen äußerst günstig ab! Überzählige Sommerblumen aus der eigenen Produktion werden vom 30. April. bis 11. Mai im Schlosspark Schönbrunn (im ehemaligen Verkaufsraum der Botanischen Sammlungen) gegen Kostenersatz verkauft. Und im. Mai 2013 findet auch wieder der Pflanzenflohmarkt der Bundesgärten statt. Überschüssige Pflanzen aus den Botanischen Sammlungen, der Baumschule und der Blumenproduktion der Bundesgärten Wien können – wieder gegen Kostenersatz – erstanden werden. Diesmal in der Großen Orangerie von Schönbrunn.
Sabine Maier
KONTAKT
Erich Stekovics www.stekovics.at
Arche Noah www.arche-noah.at
Blattart, Sechskrügelgasse, 1030 Wien
Feigenhof www.feigenhof.at
Gärtnerei Bach www.gaertnerei-bach.at
Wiener Zitrustage www.bundesgaerten.at
Citrus Tunkl www.citrus-tunkl.at
Bundesgärten Pflanzenabgabe www.bundesgaerten.at
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