Der Wochentipp


Cellar Door / Matthias Koslik 504-Stunden-Theater

„Cellar Door“

Einmal starke Nerven, bitte! Das Schauspielhaus ist seit 14. April Gruselkammer – ein hyperrealistischer, begehbarer Bühnenkosmos. Dort entführen Performer das hoffentlich hartgesottene Publikum in die dunklen Abgründe einer Dorfgemeinschaft. 40 Schauspieler spielen 504 Stunden lang non-stop! In einer Welt geprägt von Frustration, Brutalität und Internetpseudonymen...

Dunkle Ecken, Kellergänge, Rotlichträume, Blumentapete: Der Installationskünstler Thomas Bo Nilsson wurde schon mehrfach von Theater heute als „Bühnenbildner des Jahres“ nominiert. Im Rahmen seiner ersten Arbeit am Wiener Schauspielhaus kreierte der Schwede einen einzigartigen Bühnenkosmos – skurril Ende nie! Das gesamte Gebäude des Schauspielhauses wurde in den begehbaren labyrinthhaften Untergrund einer Kleinstadt verwandelt. 40 SchauspielerInnen (Ensemblemitglieder und Gäste) spielen in „Cellar Door“ 504 Stunden lang non-stop an der Schnittstelle von Performance und virtueller Realität. Teile der Inszenierung werden live im Internet übertragen. Das Online-Publikum kann einzelne Performer wie Computerspielfiguren herumkommandieren, durch die Installation bewegen und so Einfluss auf den Verlauf nehmen.

Verschlafenes Kleinstadtleben? Von wegen. Was auf den ersten Blick wie die stinknormale Eingangstür eines stinknormalen Einfamilienhauses aussieht, ist eigentlich Portal in das Kellerlabyrinth einer Dorfgemeinschaft. Dort, im Untergrund, leben die Bewohner ein verstörendes Leben irgendwo zwischen Wirklichkeit und virtueller Realität. Die dunkelsten Bereiche des Tunnelsystems kontrollieren menschliche Ego Shooter. Man begegnet modernen Erniedrigten und Beleidigten, gefangen in einem undurchschaubaren Wettkampf und permanent gesteuert von einer anonymen Masse im Internet. Ihre Welt ist geprägt von Frustration, Brutalität, dunklen Sehnsüchten, Wünschen und Hass – all dies findet Ausdruck in Online-Games und abgründigen Web-Foren; fern jeder öffentlichen Auseinandersetzung und im Schutz der Anonymität von Internetpseudonymen. Was brodelt wohl jenseits der Häuserfassaden, unter den Masken, hinter den Stirnen der Leute?

21 Tage und 21 Nächte lang lädt „Cellar Door“ dazu ein, im Schauspielhaus oder im Netz in dieses düstere Spiel einzusteigen und die menschlichen Schicksale hinter den ramponierten Kämpfern der Unterwelt kennenzulernen. Achtung, Altersbeschränkung (ab 16 Jahren!) und: Betreten auf eigene Gefahr!



Eine schöne Woche wünscht
Die StadtSpionin

Schauspielhaus, Porzellangasse 19, 1090 Wien. 14. April – 5. Mai, täglich ab 17:00 Uhr. 20 €. [ Web ]


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die stadtspionin